Ziegen hinter Zaun
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Ziegen

Man muss Ziegenböcke ja nicht gleich zum Gärtner machen. Vielmehr gilt es anzuerkennen, dass sie die Entwicklung vieler Völker der Zeitgeschichte mitgeprägt haben. Neben dem Hund leben Ziegen zusammen mit Schafen am längsten an der Seite des Menschen. Heute können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher nachweisen, dass bereits vor 10.000 Jahren, als sich der Ackerbau zu etablieren begann sowie die Herstellung von Keramik und Techniken des Steinschleifens wegweisend wurden, im heutigen Gebiet der südlichen Türkei Hausziegen gehalten wurden.

Anpassungstalente

Ziegen gehören zu den Paarhufern und sind wie Rinder oder Schafe Wiederkäuer. Als die Domestikation der Ziege also etwa 8000 v. Chr. bereits vollzogen war, wurden Hausziegen über den ganzen Globus verbreitet. Da es auf dem europäischen Festland nie Wildziegen gegeben hat, stammen alle europäischen Ziegen von ihren asiatischen Vorfahren ab. Zum Exportschlager wurden die Tiere, weil sie extrem anpassungsfähig sind und in nahezu allen Regionen der Erde leben können.

SchafundZiege

Wusstet ihr, dass...

... zur Zeit der Seefahrer Hausziegen auf vielen Inseln rund um den Erdball ausgesetzt wurden und verwilderten, um dann als Proviant für vorbeifahrende Schiffe oder Schiffbrüchige zu dienen? Dies war nur möglich, weil diese Tiere extrem anpassungsfähig sind und in nahezu allen Regionen der Erde leben können.

Multitalentierte Rassen

Zicklein mit Mutterziege
Bild: Lukas, Adobe Stock

Der Antrieb zur Haltung von Ziegen veränderte sich von Zeit zu Zeit. Frühere Knochenfunde schließen auf die anfängliche Fleischhaltung, ehe ab ca. dem 4. Jahrtausend v. Chr. auch vermehrt Zeichnungen entdeckt wurden die abbilden, dass Ziegen gemolken wurden. Aus diesen Nutzungszielen gehen bis heute weltweit etwa 1200 Rassen hervor. Unter diesen vielen Rassen sind auch Wollziegen, von denen die Angora- und besonders die Kaschmirziege mit ihrer langen und feinen Unterwolle eine der bekanntesten ist. Der weltweit größte Kaschmirwollproduzent ist China, gefolgt von Australien und Neuseeland. In Europa konzentriert sich die Kaschmirproduktion insbesondere auf Schottland.

Die in Deutschland ursprünglich gezüchteten Ziegen waren z. B. die weiße Edelziege oder die bunte Rhönziege. Ab den 1930er Jahren machte man es sich mit den vielen verschiedenen Rassen etwas einfacher: Die weißen Rassen wurden zur Weißen Deutschen Edelziege und die bunten Rassen zur Bunten Deutschen Edelziege zusammengefasst. Heute haben sich ca. 20 Ziegenrassen in Deutschland etabliert.

Geländegängige Outdoor-Experten

Ziegen auf Weide
Bild: Pezibear, pixabay

Ziegen sind überaus genügsam und adaptiv. Sie sind wie gemacht für die Beweidung von steilen Böschungen oder Wegrändern und Futterflächen mit hohen Kräuteranteilen. Da Ziegen hervorragend klettern und springen können, benötigt man im Freiland eine hohe und stabile Umzäunung. Weil die Tiere neben den geringen Futteransprüchen auch mit wenig Platz auskommen, werden Ziegen auch als die „Kuh des kleinen Mannes“ bezeichnet. Sie werden traditionell in bergigen und kargen Landschaften gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort gehalten werden, wo die Haltung von Rindern gar nicht mehr möglich ist. Deshalb hat sich dahingehend auch die Motivation zur Haltung von Ziegen heutzutage ergänzt: Ziegen spielen in der Landschaftspflege eine wichtige Rolle.

Zuckerrübe

Aufgepasst Harry-Potter-Fans:

Harry rettet den vergifteten Ron an dessen Geburtstag mit einem Bezoarstein vor dem Tod. Diese Bezoar- oder auch Magensteine finden sich vor allem in Ziegenmägen. Er ist eine Verklumpung aus verschluckten und unverdaulichen Materialien und galt in der antiken und mittelalterlichen Medizin bzw. Heilkunde als Wundermittel bei Vergiftungen. Die vom östlichen Mittelmeer bis Pakistan wild lebende Bezoarziege gilt als Stammvater unserer heutigen Hausziege.

Ich bin so satt, ich mag kein Blatt...

…oder doch? Die Tiere ernähren sich, wenn sie die Auswahl haben, überwiegend von Blättern und Baumbewuchs und nur zu je 20 Prozent von Kräutern und Gras. Sie naschen leidenschaftlich gern und suchen sich gezielt und sorgfältig die schmackhaftesten Kräuter auf unseren Wiesen und Weiden aus. Ist das Nahrungsangebot beschränkt, kommen sie dank ihres sehr effektiven Verdauungssystems auch mit geringwertigem Futter wie Heckenaufwuchs zurecht. Ist das Nahrungsangebot weniger beschränkt – dafür sorgen dann wir –, lassen sie sich neben frischem Gras auch gerne Heu, Haferstroh, frisches Gemüse oder Kraftfuttermischungen aus Getreide und Mineralstoffen schmecken.

Ziegen in Hessen

ZIcklein spielend
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Weltweit werden insgesamt rund 700 Millionen Ziegen gehalten. Nur ein Bruchteil davon entfällt auf Deutschland. Hierzulande gibt es etwa 150.000 Tiere von denen knapp 60 Prozent allein in Bayern und Baden-Württemberg gehalten werden. In Hessen leben auf 300 Betrieben rund 20.000 Ziegen. Dabei haben Haltungen im Nebenerwerb oder als Hobbyhaltung den größten Anteil am Gesamtbestand. Nur etwa ein Prozent aller Ziegen haltenden Betriebe machen dies haupterwerblich.