Auch hier gilt ...
… Biene ist nicht gleich Biene! Während die meisten Wildbienen solitär sind – das heißt, sie leben alleine –, sind Honigbienen das genaue Gegenteil. Sie leben in einem Bienenvolk, das aus etwa 50.000 weiblichen Arbeiterinnen und mehreren hundert männlichen Drohnen besteht. Zudem gibt es eine Bienenkönigin. Klare Überzahlsituation für die Frauen. Die Königin ist die einzige Biene in einem Bienenvolk, die Eier legen kann.
Über Hochzeitsrituale und gesicherten Nachwuchs
Wenn die Königin auf dem so genannten Hochzeitsflug von Drohnen begattet wird, reicht dieser eine Hochzeitsflug meistens aus, damit die Königin ihr Leben lang – das sind etwa 5 Jahre – befruchtete Eier legen kann. Sie bewahrt die Spermien verschiedener Drohnen in ihrer Samenblase auf und nutzt sie bis an ihr Lebensende. Im Frühling und Sommer kann eine Königin bis zu 1.000 Eier pro Tag legen. Rechnet doch einmal nach, wie viele Eier eine Bienenkönigin in ihrem Leben etwa legt!
Strenge Hierarchien mit klarer Aufgabenteilung
In einem Bienenvolk wird die Rollenverteilung sehr ernst genommen. Das fängt schon bei den Arbeiterinnen an. So gibt es schon Sommer- und Winterarbeiterinnen. Die Arbeiterinnen, die im Sommer schlüpfen sind für den Bau der Waben, die Brutpflege, die Bewachung des Nests und die Futtersuche sowie die Einlagerung von Nektar, Honigtau und Pollen zuständig. Sie werden nur etwa 40 Tage alt. Die Bienen, die von August bis Oktober schlüpfen, können bis zum folgenden März oder April leben, also bis zu neun Monate alt werden. Sie legen selbst keine Vorräte mehr an und müssen sich im Herbst und Winter auch nicht um die Brutpflege kümmern, da die Königin in den kalten Monaten keine Eier mehr legt. Die Winterbienen ernähren sich von den Vorräten, die die Sommerbienen eingelagert haben und haben die Aufgabe die Königin zu wärmen, damit sie den Winter unbeschadet übersteht. Wenn die Königin im Frühjahr wieder anfängt Eier zu legen, kümmern sie sich um die Brut. Auch ist es Aufgabe der Winterbienen, den Bienenstock gegen Eindringlinge zu verteidigen, die es auf die Futtervorräte abgesehen haben.
Drohnen leben etwa 2 bis 5 Monate lang. Sie dienen einzig der Begattung der Königin, erfüllen keine besonderen Aufgaben im Bienenvolk und müssen sich sogar das Futter von den Arbeiterinnen erbetteln. Ab Mitte Juli kommt es dann zur Drohnenschlacht. Klingt martialisch, ist es auch: Weil zu diesem Zeitpunkt keine Königinnen mehr zum Begattungsflug aufbrechen, werden die Drohnen nicht mehr benötigt. Da die Bienen wissen, dass die Drohnen dann nur unnötig Futter verbrauchen würden, werden sie von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und aus dem Bienenstock vertrieben.
Wusstet ihr, dass Mäuse gerne in Bienenstöcke eindringen, um dort zu überwintern? Denn der Honig schmeckt nicht nur den Bienen und uns, sondern auch den Mäusen!
Wusstet ihr, dass man ein Bienenvolk auch „Bien“ nennt? Damit wird der Gesamtorganismus des Bienenvolkes bezeichnet. Eine Biene alleine kommt nicht weit. Ein Bienenvolk funktioniert nur als Gesamtes, bei dem jede einzelne Biene ihre Aufgabe hat, damit das ganze Volk funktioniert. In einem Bienenvolk wird gebaut, geputzt, gewärmt, Eier gelegt, geschlüpft, aber auch Futter gesammelt und gefüttert. Natürlich wird auch gekämpft und verteidigt.
Verbreitung, Herkunft, Arten
Vor etwa 12.000 Jahren haben wir Menschen begonnen, Honig zu ernten. Wie wir heute wissen, wurden die ersten Bienen durch den Menschen bereits vor etwa 6.000 Jahren gehalten.
Und wir ihr schon herauslesen konntet, unterscheiden wir generell zwischen Wildbienen und Honigbienen. Während bei den Honigbienen in Deutschland überwiegend die Westliche Honigbiene etabliert ist, gibt es hierzulande weit über 500 Wildbienenarten. Hättet ihr den Unterschied zwischen Honig- und Wildbienen gewusst?
Das drittwichtigste Nutztier
Wieso bezeichnen wir hessischen Bauern die Biene eigentlich als Nutztier? Sie hat auf den ersten Blick nicht viel mit unseren Rindern, Schweinen, Hühnern oder Schafen zu tun. Rund 80 % der Kultur- und Wildpflanzenarten sind auf die Bestäubung durch Wild- und Honigbienen angewiesen! Ohne die Bestäubung durch Bienen können sie nämlich keine Samen und Früchte bilden. Ohne Bienen wäre die Obst- und Gemüseabteilung ganz schön leer. Wir Bauern und die Imker sind seit jeher wichtige Partner!
Neben ihrer unermüdlichen Bestäubungsleistung liefert uns die Honigbiene auch den leckeren Honig für Frühstücksbrötchen, Joghurt, Kuchen, Salatdressings und vieles mehr. Aber auch das Bienenwachs, das die Bienen für den Bau der Futter- und Brutwaben produzieren, kann genutzt werden. Ihr kennt vielleicht Bienenwachskerzen, die man auf dem Weihnachtsmarkt kaufen kann oder Bienenwachstücher, die Plastikfolien ersetzen sollen. Aber auch in vielen Kosmetikprodukten wird gerne auf Bienenwachs zurückgegriffen.
Kennt ihr den sogenannten Bienentanz?
Wenn eine Honigbiene eine Futterquelle entdeckt hat, tanzt sie den anderen Sammlerinnen im Bienenstock einen Tanz vor, damit diese bei ihrem nächsten Flug die Futterquelle aufsuchen können. Durch die Choreographie des Tanzes, wissen die anderen Bienen, in welche Richtung sie fliegen müssen. Je intensiver der Tanz ist, desto besser ist die Futterquelle. Die Bienen fliegen bis zu 3 km weit und orientieren sich dabei am Stand der Sonne und der Landschaftsstruktur.
Bienen in Hessen
Rund 11.000 hessische Imkerinnen und Imker halten knapp 50.000 Bienenvölker. Ein Bienenvolk kann etwa 30 kg Honig pro Jahr herstellen. Da der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Honig in Deutschland rund 1,1 kg beträgt, reicht die inländische Produktion aber bei weitem nicht aus, um unseren Bedarf zu decken. So müssen große Mengen an Honig aus dem Ausland importiert werden.
Wir hessischen Bauern erfüllen unseren Teil der Partnerschaft mit den Imkern natürlich auch. Um die Bienen zu unterstützen, legen wir auf unseren Äckern Blühflächen an. Diese bieten den Bienen und anderen Insekten sowie Vögeln und Niederwild Nahrung und Lebensraum. Das machen wir in enger Zusammenarbeit mit den Imkern. Die Saatgutmischung ist extra so zusammengestellt, dass sie einerseits den Insekten nutzt und auch keine Pflanzen enthalten, die nur durch Herbizide in den nachfolgenden Ackerkulturen in den Griff bekommen werden können.